Die Naturbrut ist die ursprünglichste und natürlichste Art der Hühneraufzucht – ganz ohne Brutmaschine, Wärmeplatte oder menschliche Hilfe. Stattdessen übernimmt eine Glucke die gesamte Aufzucht: vom Brüten der Eier bis zur Führung ihrer Küken. Doch worauf muss man achten, wenn man Hühner natürlich brüten lassen möchte? Welche Vorteile und Herausforderungen bringt die Naturbrut mit sich? Und wie läuft sie eigentlich genau ab? In diesem Beitrag klären wir alles Wichtige zur Naturbrut – praxisnah, verlässlich und mit vielen Tipps für den erfolgreichen Start.
Was ist Naturbrut?
Bei der Naturbrut schlüpfen Küken auf natürliche Weise unter einer brütenden Henne, der sogenannten Glucke. Sie bebrütet die Eier selbstständig über einen Zeitraum von etwa 21 Tagen und versorgt die geschlüpften Küken anschließend mit Wärme, Schutz und Anleitung – ganz so, wie es in freier Natur vorgesehen ist.
Welche Hühner eignen sich zur Naturbrut?
Nicht alle Hühnerrassen sind gleich gut für die Naturbrut geeignet. Einige Rassen sind über viele Generationen hinweg auf hohe Legeleistung gezüchtet worden – das natürliche Brutverhalten ist dabei in den Hintergrund geraten. Besonders gute Glucken sind z. B.:
- Seidenhühner
- Zwerg-Wyandotten
- Sundheimer
- Brahma
- Orpington
- Altsteirer
Grundsätzlich gilt: Je ursprünglicher die Rasse, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass eine Henne gluckt – also brütet.
Wie erkennt man eine gluckende Henne?
Typische Anzeichen dafür, dass eine Henne gluckt:
- Sie sitzt dauerhaft im Nest, auch nachts.
- Sie verteidigt das Nest, plustert sich auf und gackert warnend.
- Sie verlässt das Nest nur selten und meist nur kurz zum Fressen, Trinken und Kotabsatz.
- Sie wirkt insgesamt ruhiger und „abwesend“.
Wenn eine Henne über mehrere Tage hinweg konsequent auf dem Nest sitzt, ist das ein gutes Zeichen, dass sie wirklich brüten will.
Vorbereitung der Naturbrut
Wer eine Naturbrut plant, sollte einige Vorbereitungen treffen:
1. Separates Nest oder Brutabteil:
Damit die Glucke in Ruhe brüten kann, sollte sie räumlich vom übrigen Hühnerbestand getrennt werden – am besten in einem kleinen, ruhigen Stallabteil oder Brutstall mit Sichtschutz.
2. Bruteier auswählen:
Nur gesunde, saubere, befruchtete Eier von kräftigen Elterntieren sollten untergelegt werden. Die Lagerung der Eier sollte kühl (ca. 12–15 °C) und nicht länger als 10 Tage erfolgen.
3. Eier unterlegen:
Man kann der Henne bis zu 10–12 Eier (bei großen Rassen) oder 6–8 Eier (bei kleinen Rassen) unterlegen – je nach Größe der Henne. Wichtig ist, dass sie alle Eier gut mit ihrem Körper bedecken kann.
Ablauf der Naturbrut
Brütphase (ca. 21 Tage)
Die Glucke verlässt das Nest in der Regel nur einmal täglich kurz, um Futter und Wasser aufzunehmen. Die restliche Zeit verbringt sie brütend auf den Eiern. Währenddessen reguliert sie Temperatur und Luftfeuchtigkeit ganz von selbst – ein klarer Vorteil gegenüber der Kunstbrut.
Wichtig:
Die Glucke sollte ungestört bleiben. Einmal täglich kontrollieren, ob sie frisst und trinkt, reicht aus.
Schlupfphase
Nach rund 21 Tagen beginnt der Schlupf. Die Küken piepsen zunächst im Ei, picken dann ein kleines Loch (den sogenannten „Eizahn“) und befreien sich Stück für Stück aus der Schale. Die Glucke unterstützt sie dabei durch beruhigendes Gurren und durch das Regulieren der Feuchtigkeit.
Nicht alle Küken schlüpfen gleichzeitig – der Vorgang kann sich über 24 bis 48 Stunden hinziehen.
Aufzuchtphase
Nach dem Schlupf bleibt die Glucke mit den Küken im Nest. Die Kleinen werden von ihr gewärmt, geführt und beim Futterlernen unterstützt. Bereits nach wenigen Tagen erkunden sie unter Anleitung ihrer Mutter die Umgebung. Gefressen wird meist Kükenstarterfutter, alternativ auch zerkleinertes hartgekochtes Ei, Haferflocken und Grünfutter.
Vorteile der Naturbrut
- Natürlichkeit: Die Hennen übernehmen selbstständig Brut und Aufzucht – wie es in der Natur vorgesehen ist.
- Starkes Sozialverhalten: Küken lernen von der Glucke artgerechtes Verhalten und fügen sich später leichter in den Bestand ein.
- Weniger Technik nötig: Keine Brutmaschine, keine Wärmelampen – die Glucke übernimmt alles.
- Geringerer Pflegeaufwand: Die Glucke führt und beschützt die Küken zuverlässig.
Herausforderungen & Risiken
Trotz aller Vorteile bringt die Naturbrut auch Herausforderungen mit sich:
- Nicht jede Henne gluckt zuverlässig: Manche Hennen verlassen das Nest vorzeitig oder brechen die Brut ab.
- Parasitenrisiko: Durch das lange Sitzen können Milben oder Federlinge zum Problem werden – regelmäßige Kontrolle und ggf. Behandlung sind wichtig.
- Brutverluste: Nicht jedes Ei ist befruchtet oder entwickelt sich korrekt.
- Gefahren durch andere Tiere: Katzen, Ratten oder auch ranghohe Hennen können Küken gefährden – ein geschützter Aufzuchtbereich ist daher essenziell.
Tipps für eine erfolgreiche Naturbrut
- Wähle gezielt eine brutfreudige Henne aus.
- Verwende nur frische, befruchtete Bruteier.
- Trenne Glucke und Küken vom restlichen Bestand ab.
- Sorge für sauberes, trockenes Stroh und eine ruhige Umgebung.
- Kontrolliere regelmäßig Futter, Wasser und Stallhygiene.
- Beobachte die Kükenentwicklung, ohne zu stören.
Die Naturbrut ist eine wunderbare Möglichkeit, Hühner auf ursprüngliche und artgerechte Weise zu vermehren. Mit der richtigen Vorbereitung und etwas Erfahrung gelingt sie meist problemlos – und es ist faszinierend zu beobachten, wie instinktsicher eine Glucke ihre Küken aufzieht. Wer einmal eine erfolgreiche Naturbrut miterlebt hat, wird schnell merken: Es geht kaum schöner und harmonischer.